Corona da, Karneval (noch) nicht

Aus Sicht des Kölner Karnevals kann die Maskenpflicht, wie sie derzeit an vielen Orten der Öffentlichkeit in Köln besteht, schon fast karnvalesk wirken. Es scheint jedoch schnell evident, dass die Anlässe und Umstände der „Maskenpflicht“ in Corona- und Karnevalszeiten unterschiedlichster Natur sind und nicht weiter bedacht werden müssen. Aber ist dem wirklich so?

Die Maskerade und Kostümierung an Karneval erlaubt einen Ausstieg aus herkömmlichen Rollenerwartungen und führt zur Außer-Kraft-Setzung des herkömmlichen Ordnungsrahmens. Interaktionen mit anderen werden zu einem „Als-ob“ und können als Spielwiese eines neu und frei verhandelbaren Miteinanders gestaltet und ausgelebt werden. Der Rausch des Karnevals und die exponierte Lach- und Humorkultur fungieren als Ventil für alltägliche Sorgen und Ängste.

Die einheitliche Maskerade in Form der Maske als Mundschutz, gepaart mit den üblichen divergierenden Kleidungsstilen wirken ästhetisch recht ärmlich gegenüber der Buntheit, die an Karneval herrscht. Angesichts der „Verkleidung der mittleren bis unteren Gesichtszone“ müssen emotionale Regungen der positiven Art mit einem zu vollziehenden Fokus auf die Augenpartie erraten werden und sind daher für Fehlinterpretationen anfällig.

Ähnlichkeiten finden sich auf der Ebene neuer Ordnungsrahmen als Basis für ein neu zu gestaltendendes Miteinander. Die Ordnung, wie wir sie kennen, scheint mit dem Monat März in Untiefen versunken und wartet dort auf ihre Wiedererweckung. Corona-Masken sind zum Symbol geworden für das, was wir nur zurückhaltend und möglicherweise widerwillig als „neue Normalität“ anerkennen wollen. Das „neue“ Miteinander fühlt sich nicht richtig an und rauschhafte Erlebnisse können kaum entstehen angesichts von Absagen aller Veranstaltungen, die Gemeinschaftlichkeit und Nähe zulassen. Entscheidend wird sein, trotz allem mit Humor Distanzen zu überbrücken, sei es in Karneval-, in Corona- und zu allen anderen Zeiten: „Eine ernste Sache mit Humor betrachten, heißt noch lange nicht, ihren Ernst zu verkennen.“ (Peter Bamm,1897-1975)


© Dirk Büsken

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